Naturmedizinischer Wirkstoff Brennnessel
Wiss. Name: | Urtica urens |
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Familie: | Brennnesselgewächse |
Gattung: | Brennnesseln |
Trivialname(n) & Synonyme: | Kleine Brennnessel, Eiternessel |
Kurz erklärt!
Die Brennnessel gehört zu den bekanntesten Pflanzen überhaupt. Überall, wo Menschen ihre Spuren hinterlassen haben, ist sie zu finden: Sie ist ein typisches „Unkraut“ an Wegrändern, Schuttplätzen und Kahlschlägen. Wegen ihrer Brennhaare, mit denen wohl jeder schon mal unangenehmen Kontakt hatte, ist sie wenig beliebt. Trotzdem gehört sie schon seit dem Altertum zu den wichtigsten Heilpflanzen. Außerdem wird sie als Faserpflanze zur Herstellung von Nesselstoffen sowie als Dünger und Schädlingsbekämpfer im Garten sehr geschätzt.
Was bedeuten die Namen, was bedeutet Nessel?
Urtica wird von dem lateinischen Wort für brennen = urere abgeleitet. Dieser Begriff bezieht sich damit – genau wie „Brenn“ – auf die hautreizende Wirkung, die durch das Sekret der für die Pflanzengattung typischen Brennhaare ausgelöst wird. Sie enthalten eine Mischung verschiedener Wirkstoffe – u.a. Histamin, Serotonin und Acetylcholin.
Den Begriff Nessel finden wir sowohl in der Botanik als auch in der Zoologie und in der Medizin.
Botanik: Neben den Brennnesseln gibt es auch die Taubnesseln, Goldnesseln, Buntnesseln. Sie sind zwar nicht mit den Brennnesseln verwandt und brennen auch nicht, aber sie sind ihnen sehr ähnlich – v.a. hinsichtlich der typischen Blattform.
Ursprünglich aus den Fasern der Stängel der Brennnesseln wird der so genannte Nesselstoff bzw. das Nesseltuch gewebt. Daher auch die Namen Fasernessel oder Hanfnessel.
Zoologie: Im Tierreich gibt es eine ganze Gruppe, nämlich die Nesseltiere. Sie sind dadurch gekennzeichnet, dass sie so genannte Nesselzellen haben, die zum Beutefang oder zur Abwehr dienen. Besonders gefürchtet sind die Würfelquallen, deren Nesselgift auch für den Menschen hochgefährlich werden kann.
In der Medizin spricht man von Nesselfieber, Nesselausschlag oder Nesselsucht. Man meint damit eine Hauterkrankung, die durch brennende und juckende Quaddeln auf der Haut gekennzeichnet ist. Das sind also ganz ähnliche Symptome wie die, die durch Kontakt mit der Urtica dioica auf der Haut ausgelöst werden. Deshalb sprechen Mediziner bei der Nesselsucht auch von einer Urtikaria.
Der Begriff dioica im wissenschaftlichen Namen der Pflanze bedeutet zweihäusig. Das heißt: Es gibt männliche und weibliche Brennnesselpflanzen, während die meisten anderen Pflanzen ja einhäusig sind. Einhäusig bedeutet: die Blüten haben sowohl einen männlichen (Staubblätter mit Pollen) als auch einen weiblichen (Fruchtknoten) Anteil.
Für was ist Brennnessel gut? – Verwendung im Garten
Brennnesseln sind anspruchslos und können verhältnismäßig viele Schadstoffe im Boden gut tolerieren und sogar abbauen bzw. zu wertvollen Nährstoffen umwandeln. Dadurch eignen sie sich sehr gut zur Humusbildung und als Erstbesiedler von Halden. Abgestorbenes Kraut ist ein guter Pflanzen-Dünger – genauso, wie die Brennnessel-Jauche, die ihrem Namen alle Ehre macht. Man kann sie selbst herstellen, indem man das ganze Kraut ein paar Tage in Wasser einweicht. Geeignet sind dafür beispielsweise Regentonnen. Brennnesseljauche stinkt zwar, ist aber dafür nicht nur ein guter Dünger, sondern auch ein wertvoller und ganz natürlicher Schädlingsbekämpfer. Brennnesseln können noch mehr: Unter Obstbäumen vermehren sie deren Ertrag und neben Gartenkräutern erhöhen sie deren Duft und Aroma. Die Blätter sind aber auch hochwertiges Grünfutter in der Geflügelaufzucht.
Für was ist Brennnessel gut? – in der Küche
Brennnessel-Rezepte mit jungen Brennnessel-Blättern als Spinat-Ersatz und zur Bereitung einer Brennnessel-Suppe sind schon seit Langem feste Bestandteile der Wildkräuter-Küche. Seit einigen Jahren findet man aber auch immer mehr Rezepte für Brennnessel-Pesto, -Risotto, -Brötchen, -Aufläufe, -Chips und -Bratlinge.
Für ein Pesto kann man beispielsweise einfach den Bärlauch bzw. das Basilikum durch Brennnesseln und/oder Giersch-Blätter ersetzen.
Für Brennnessel-Giersch-Bratlinge benötigt man
- 2 Handvoll Brennnesselblätter: in wenig Wasser weich kochen, dann abseihen und klein schneiden
- 1 Handvoll Gierschblätter: kurz vor Ende des Kochens dazugeben
- 2 Tassen Haferflocken: in Milch einweichen
- 1 Zwiebel: kleinschneiden und andünsten
- 1 Ei: mit allen anderen Zutaten vermengen, mit Kräutern und Gewürzen abschmecken, Bratlinge formen und in Öl backen
Für was ist Brennnessel gut? – als Heilpflanze
Als Heilkraut, v.a. in Form von Tee ist die Brennnessel schon seit dem Altertum bekannt und geschätzt. Aber auch Brennnesselhaarwasser hat sich schon seit Urgroßmutters Zeiten in der Behandlung der Kopfhaut bei Schuppen bewährt.
In der Erfahrungsheilkunde ist Urtica dioica beliebt als wesentlicher Bestandteil von Frühjahrskuren zur so genannten Entschlackung und Ausleitung. In der Volksheilkunde fand sie wegen ihrer entzündungshemmenden Eigenschaften zur inneren Anwendung bei Rheuma, Gicht und anderen rheumatischen Erkrankungen, aber auch bei Ödemen und Verschleimung Einsatz. Äußerlich nutzte man sie zur Wundbehandlung, Blutstillung und bei Fisteln und Furunkeln auf der Haut.
Inzwischen weiß man viel über die Wirkung der Brennnessel und kann so die vielfältigen Anwendungsgebiete auch wissenschaftlich begründen. Die Blätter enthalten viele Mineralien, Spurenelemente und Vitamine, wie Vitamin C, K und verschiedene B-Vitamine. Dadurch sind sie ein sehr gesundes Gemüse. Die entzündungshemmenden Inhaltsstoffe – allen voran die Caffeoyläpfelsäure - werden für die entzündungshemmende und dadurch schmerzlindernde Wirkung im Zuge von rheumatischen Schmerzen verantwortlich gemacht.
Die Wurzeln haben ähnliche Inhaltsstoffe und Eigenschaften wie das Kraut. Sogar die Samen kamen und kommen teilweise auch heute noch zum Einsatz: Sie können auf Salate oder auch ins Müsli gegeben werden und sollen eine hormonell ausgleichende Wirkung haben. Das kaltgepresste Öl aus den Samen soll die Lebensgeister stimulieren.
Interessant ist, dass Brennnesselsamen auch in der Tierheilkunde Verwendung finden und sich positiv auf Immunsystem, Bindegewebe, Hormonhaushalt und Verdauung auswirken sollen, was wiederum gute Effekte auf die Haut bzw. das Fell hat. Gerade bei Pferden sind deshalb Brennnesselkuren sehr verbreitet. Früher mengten Pferdehändler dem Futter Samen bei, um ein Pferd für den Verkauf gesünder erscheinen zu lassen.
Ist Brennnessel entwässernd?
Ja, Brennnesseln wirken diuretisch bzw. harntreibend. Das bedeutet: Sie regen zur vermehrten Ausscheidung von Wasser an. Das liegt vor allem an der osmotischen Wirkung, die die enthaltenen Mineralstoffe, insbesondere das Kalium ausüben. Allerdings kommt dieser Effekt nur zum Tragen, wenn gleichzeitig auch ausreichend Flüssigkeit zugeführt wird.
Dieser Mechanismus scheint – neben den wertvollen Inhaltsstoffen - für die gute Eignung zur Anwendung im Rahmen einer Ausleitung verantwortlich zu sein. Er macht die Heilpflanze aber auch zu einem guten Mittel für eine Durchspülungstherapie bei Harnwegserkrankungen und Nierengrieß. Dazu kann man Nieren- oder Brennnessel-Tee in der Apotheke kaufen oder auch einfach selbst herstellen. Wegen der antientzündlichen Wirkung und der möglichen Durchspülungstherapie wird die Brennnessel auch bei rheumatischen Erkrankungen verwendet. Sie ist Bestandteil von vielen Rheuma-Tees, die dem von Rheuma geplagten Körper guttun und keine Nebenwirkungen haben. Vorsicht ist jedoch geboten bei Ödemen, also Wassereinlagerungen infolge einer eingeschränkten Herz- und Nierentätigkeit. Besprechen Sie hier die Anwendung immer zunächst in Ihrer Apotheke, Arzt- bzw. Heilpraktiker-Praxis.
Doch nicht nur die Blätter werden in der Pflanzenheilkunde verwendet, sondern auch die Wurzeln wirken auf die Harnwege. Als Urticae radix (Brennnesselwurzel) kommt nicht nur die die große Brennnessel zum Einsatz, sondern auch ihre kleine Schwester, die Urtica urens. Die Brennnesselwurzeln wirken auf den Harnfluss. Sie werden deshalb bei Prostata-Beschwerden angewandt. Aus diesem Grund sind Brennnesselwurzeln oft die Wirkstoffe von pflanzlichen Arzneimitteln bei benigner Prostatahyperplasie (BPH), also gutartiger Prostata-Vergrößerung. Die Anwendung der Pflanze bei dieser Indikation sollte aber immer mit dem Arzt bzw. der Ärztin abgesprochen sein: Prostata-Beschwerden müssen ärztlich abgeklärt werden.
Ist Brennnessel gut für die Leber?
Für eine direkte Wirkung auf die Leber gibt es keine wissenschaftlichen Nachweise. Gesunde und vollwertige Ernährung mit viel Gemüse ist aber prinzipiell Leber-schonend bzw. stärkend. Insofern und wegen ihrer Durchspülungsanregung hat die Brennnessel natürlich einen wichtigen Stellenwert im Zuge von Frühjahrskuren.
Brennnessel in der Homöopathie
Auch in der Homöopathie wird das berühmte Heilkraut verwendet. Die frische, blühende Pflanze ist die Grundlage für die Herstellung einer Urtinktur , die dann weiter homöopathisch aufbereitet werden kann. Urtika dioica wird homöopathisch eingesetzt bei:
- Nesselsuchtartigen Haut-Erkrankungen
- rheumatischen Erkrankungen
- Nierenstein-Leiden
Literatur:
Quellenangaben & weiterführende Literatur
Bücher
- Schilcher, H.: Leitfaden Phytotherapie, Elsevier Urban & Fischer, 5. Auflage 2016*
- Hiller, K., Melzig, F.: Die große Enzyklopädie der Arzneipflanzen und Drogen, Sonderausgabe für Area-Verlag GmbH 2007*
- Fischer-Rizzi, S.: Medizin der Erde, Irisiana-Verlag 1994*
*: Bei Literatur: Erscheinungsjahr; bei Webseiten: Datum des letzten Abrufs
Erfahren Sie mehr zur Brennnessel in einem kurzen Clip mit Arzt und Apotheker Dr. Peter Reinhard.
Homöopathische Anwendung von Brennnessel
die Brand-Löschende unterstützt bei:
- brennenden Schmerzen
- Gicht, Rheuma
- Nesselsucht, Psoriasis
- juckenden Hautausschlägen
- Herpes
- geschwollenen Schleimhäuten
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Bitte beachten Sie: Alles, was die Gesundheit unterstützen kann, kann ihr auch schaden. Häufig ist das eine Frage der Dosis oder der Verträglichkeit mit anderen Arzneimitteln und möglicherweise bestehenden Grunderkrankungen. Dieses Wirkstoff-Porträt nennt nicht alle Eigenschaften, die bei der arzneilichen Anwendung beachtet werden müssen. Lassen Sie sich daher über mögliche Neben- und Wechselwirkungen von Ihrem Arzt, Heilpraktiker oder Apotheker beraten und lesen Sie die Packungsbeilagen von Arzneimitteln.