Naturmedizinischer Wirkstoff Amerikanische Faulbaumrinde

Der Amerikanische Faulbaum (Rhamnus purshianus) ist bei uns unter dem Namen Cascara sagrada bekannt. Er gehört zur botanischen Familie der Kreuzdorngewächse (Rhamnaceae). Cascada sagrada wächst natürlicherweise auf dem nordamerikanischen Kontinent – konkret im westlichen Nord-Amerika, also an der Pazifikküste. Er wird aber auch in Washington, Oregon und Westkanada kultiviert.

Die beiden bekanntesten europäischen Verwandten sind der Faulbaum (Rhamnus frangula) und der Echte Kreuzdorn (Rh. catharticus). Beide wachsen als Sträucher oder kleine Bäume. Der heimische Faulbaum ist recht verbreitet in ganz Europa. Er wächst an Bachufern und gesellig als dichtes Unterholz in feuchten Erlenbruchwäldern. Der Kreuzdorn ist dagegen seltener zu finden. Er bevorzugt eher trockene Waldränder und Hanglagen. 
Insbesondere die volkstümlichen Namen des Echten Kreuzdorns weisen auf seine medizinische Verwendung hin: Rhamnus-Arten wurden seit dem Mittelalter als Abführmittel genutzt. Der Echte Kreuzdorn ist auch unter dem Namen Purgier-Kreuzdorn bekannt und seine Früchte wurden als Purgier-Beeren bezeichnet. Purgieren ist die aus dem Lateinischen abgeleitete Bezeichnung für reinigen. In der Medizin meint man mit Purgieren das Abführen. Auch der Begriff catharticus bedeutet reinigen. Das Wort wurde aus dem Griechischen kathairein abgeleitet. 

Verwendet wurden in der europäischen Volksmedizin insbesondere die Früchte des Kreuzdorns und die getrockneten Rindenstücke des Faulbaums. Sie galten als wichtige Abführmittel. Allerdings ist Vorsicht geboten bei der Anwendung: 20 frische Beeren des Kreuzdorns können bereits starken Durchfall hervorrufen. Außerdem ist es sicherer, auf Fertigarzneimittel zurückzugreifen, als sie selbst herzustellen. Die frische Faulbaumrinde löst nämlich Brechreiz aus. Deshalb muss sie erst ein Jahr gelagert werden, bis sie zu einer gut verträglichen Arznei wird.

Cascara sagrada – die Heilige Rinde

Als Arzneipflanze spielt der amerikanische Vertreter der Faulbaum-Familie heute eine deutlich wichtigere Rolle. Cascara sagrada kann von Mai bis Juli geschält werden. Sie riecht faulig, daher auch die Namensgebung.

Der Amerikanische Faulbaum wächst – ebenso wie der heimische - bevorzugt an feuchten Stellen, Mooren, lichten Laubwäldern sowie Auwäldern. Er ist sommergrün und wächst sowohl als Strauch als auch als Baum und kann bis zu 10 Metern hoch werden.

Die indigenen Völker schätzten die vielfältigen Heilwirkungen der Faulbaumrinde und bezeichneten sie deshalb als „heilige Rinde“. Die Spanier übernahmen dies und gaben ihr den spanischen Namen "cascara sagrada". Cascara heißt Rinde und sagrada bedeutet heilig.

Wirkstoffe des Faulbaums

Alle Rhamnusarten enthalten relativ viele so genannte Anthranoide, auch als Hydroxianthracen-Derivate bezeichnet. Das sind typische Pflanzen-Inhaltsstoffe aus der Gruppe der Glycoside. Sie wirken abführend auf den Magen-Darm-Trakt.

Diese Glycoside sind insbesondere in der Rinde enthalten, aber auch in den Früchten. Einerseits regen sie die Beweglichkeit des Darmes an (Darmmotilität). Andererseits sorgen sie dafür, dass weniger Wasser aus dem Darm zurück in den Körper aufgenommen wird. Dadurch wird mehr Darminhalt, aber auch mehr Wasser ausgeschieden. Sie haben also eine abführende Wirkung.

Als Arzneimittel kommt heute insbesondere der Rinden-Extrakt des Amerikanischen Faulbaums zum Einsatz. Für den Extrakt gibt es verschiedene Bezeichnungen: Rhamni purshiani cortex, Cascara sagrada, Cortex cascarae sagradae, Cortex Rhamni americanae. Manchmal findet man auch die Bezeichnung Frangula purshiana oder Rhamnus purshiana statt R. purshianus. 

Die indigenen Völker Nordamerikas kauten die Cascara-Rinde vermutlich bereits im 13./14. Jahrhundert zu medizinischen Zwecken - z. B. bei Haut- und Zahnerkrankungen, aber auch ganz allgemein zur Erhaltung ihrer Gesundheit. Diese Art der Verwendung geriet jedoch weitestgehend in Vergessenheit; zudem ist ihre Wirksamkeit bei diesen Anwendungsgebieten nicht erwiesen.

Heute wird Cascara sagrada vor allem als natürliches Abführmittel in Form von Fertigarzneimitteln oder Teeaufguss zur kurzfristigen Behandlung einer akuten Verstopfung verwendet.