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Von Thomas Kammler

Vitamin D aus Avocados?

Ein Grund für die außerordentliche Beliebtheit der "Butterbirne" ist der vermeintlich hohe Gehalt an Vitamin D. Aber warum vermeintlich? Überall ist zu lesen, dass die Avocado ein toller Vitamin-D-Lieferant ist – dabei stimmt das gar nicht. Ursächlich verantwortlich für die sich immer noch weiter verbreitenden Fehlinformation ist ein falscher Eintrag im Bundeslebensmittelschlüssel BLS. Dieser wurde allerdings vor mehr als 2 Jahren bereits dahingehend korrigiert, dass Avocado gar kein Vitamin D enthält.
Bei Vitamin D hat man es eigentlich mit mehreren biologisch aktiven Stoffen zu tun. Die wichtigsten sind dabei das tierische Vitamin D3 und das oft als pflanzliches Vitamin D2 bezeichnete Vitamin, was allerdings v.a. in Pilzen vorkommt. Neben Fettfischen wie Aal, Sardine oder Lachs enthalten auch andere Lebensmittel wie Hühnereier, Champignons sowie Milchprodukte Vitamin D – allerdings in weitaus geringeren Mengen. 
Einfacher wäre es, wenn man draußen in der freien Natur viel Sonne tankt, damit durch die Sonnenstrahlen in der Haut Vitamin D gebildet werden kann. Wenn das nicht gelingt und in sonnenarmen Monaten könnte man das Sonnenvitamin auch in Form von Nahrungsergänzungsmitteln zu sich nehmen.

Ist eine reife Persea americana ein echtes Superfood?

Die ganze Welt will Avocados, denn sie schmecken lecker und sind dank ihrer Inhaltsstoffe ausgesprochen gesund. Das leckere, reich an ungesättigten Fettsäuren butterige Fruchtfleisch unterhalb der lederartigen, grünen oder schwarzen Schale einer reifen Frucht versorgt Avocado-Fans unter anderem mit Inhaltsstoffen wie Vitamin C, Vitamin E, Vitamin A, Vitamin K,  B-Vitaminen, sekundären Pflanzenstoffen und gesunden Fetten mit einem hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren (Omega-3-Fettsäuren). Das macht die Avocado ideal für eine gesunde Ernährung. Avocado-Rezepte schießen daher auch wie Pilze aus dem Boden: Avocado-Salat, Avocado-Creme wie die Guacamole, Avocado-Eis und vieles mehr.

Weltweite Sortenvielfalt

Nicht nur grün und gesund: Praktisch ist die Frucht außerdem, denn eine unreife Frucht, die hart im Laden gekauft wurde, kann leicht im Zimmer reifen. Aus dem Kern kann man außerdem eine eigene Avocado-Pflanze wachsen lassen. Über 400 Avocado-Sorten sind im Handel, die sich u.a. durch ihre Schale unterscheiden: Es gibt dabei Sorten mit grüner Schale und solche mit dunklerer, braun-schwarzer Farbe. Eine wichtige Sorte ist dabei die Fuerte-Avocado mit eher glatter Schale oder die Sorte Hass-Avocado mit einer dunklen, fast schwarzen Schale. Diese Sorte entstammt einem Baum im Garten des Kaliforniers Rudolph Hass, der hier namensgebend wurde.
Alle rund 400 Sorten sind Kreuzungen und Züchtungen und gehen auf drei natürlich vorkommende Typen zurück: Persea americana var. drymifolia aus Mexiko, Persea americana var. americana aus Indien und Persea americana var. guatemalensis aus Guatemala. Sie unterscheiden sich in ihren Eigenschaften, was Form, Fettgehalt und sonstige Aspekte anbetrifft. Die mexikanische Variante gleicht von der Form her einer Birne, hat einen hohen Fettgehalt aber eher kleine Früchte. Einen niedrigen Fettgehalt weist die indische Variante auf. Sie ist eher eiförmig, trägt große Früchte, hat einen niedrigen Fettgehalt und schmeckt eher wässrig. Die guatemaltekische Form gleicht einer Kugel, weist einen mittleren Fettgehalt auf und hat eine dicke Schale.

Hoher Fettgehalt im Vergleich zu anderen Früchten 

Gerade bei Vegetariern und Veganern ist die fette Frucht eine beliebte Alternative zu Butter & Co, aber auch in der restlichen Bevölkerung steigt der Appetit jedes Jahr - nicht nur bei Anhängern der Low-Carb-Ernährung.

Avocado-Anbau: "Super-Frucht" mit schlechter Ökobilanz

Leider ist die grüne Frucht zwar gesund, aber nicht unbedingt ökologisch vertretbar: Andere Bäume werden gerodet, um mehr Avocado-Bäume anpflanzen zu können. Zudem braucht der Baum jede Menge Wasser: Unfassbare 1000 Liter Wasser werden für knapp 3 Avocados verbraucht. In der Folge werden immer tiefere Brunnen gegraben und der Grundwasserspiegel sinkt. Greenpeace Mexiko schlägt bereits Alarm, denn Mexiko ist einer der Hauptanbauländer weltweit. Hier wurden bereits riesige Pinienwälder abgeholzt, um den Avocadohunger zu stillen – im Schlepptau werden die Lebensräume zahlreicher Tier- und Pflanzenarten zerstört. Hinzu kommen starker Pestizideinsatz und Düngemittel sowie die langen Transportwege. Aus ökologischer Perspektive ist die Frucht also alles andere als ein Superfood.

Ist Bio-Qualität eine echte Alternative?

Letztendlich sind auch Bio-Avocados keine wirkliche Alternative, denn auch sie benötigen Unmengen an Wasser und es handelt sich in ca. 90% der Fälle um weitgereiste Importware – mit allen bekannten Umweltproblemen, die das Superfood mit sich bringt und die auch ein Bio-Siegel nicht zu lösen vermag.
Tipp: Wenn möglich also besser leckere Auberginen-Paste statt des Avocado-Dips Guacamole essen und sich eine Alternative zur morgendlichen halben Avocado suchen! Einen 1-zu-1-Ersatz gibt es für die Avocado nicht, aber ihre gesunden Eigenschaften kann man sich leicht auch über regional und saisonal angebautes Gemüse und Obst auf den Teller holen, denn auch andere Lebensmittel enthalten jede Menge gesunde Vitamine und versorgen den Körper mit wichtigen Mineralien und Spurenelementen. Im Falle von Vitamin D ist das Sonnenvitamin beispielsweise in Pilzen wie etwa Champignons enthalten.

Der Name ist Programm

Das Wort „Avocado“ hat seine Wurzeln in der Nahuatl-Sprache („Aztekisch“), die die Azteken und Nahua-Völker in vorspanischer Zeit in Mexiko verwendeten. Dort hatte das Nahuatl-Wort „ahuacatl“ auch die Bedeutung von „Hoden“. Volkstümliche Bezeichnungen wie „Butterfrucht“, „Alligatorbirne“ oder „Avocadobirne“ zeigen bereits einige offensichtliche Merkmale der Frucht, die botanisch gesehen eigentlich eine Beere ist: Das sehr fettreiche Innere erinnert im reifen Zustand an Butter und wird von Veganern auch gern als Butterersatz verwendet. Die krokodilähnliche Lederhaut und die Birnenform sind die Ursprünge der weiteren Bezeichnungen.

Häufig gestellte Fragen zur Frucht

Sind Avocados Obst oder Gemüse?

Avocados sind Obst! Auch wenn die wenigsten Menschen die lederartige Birne aufgrund der fehlenden Süße ohne zu zögern dem Obst zuordnen würden, ist die Sachlage botanisch gesehen ziemlich eindeutig: Sie ist eine Beere und daher kein Gemüse, sondern Obst.

Was sind Cocktail-Avocados?

2017 machten Zeitungsberichte die Runde, die über eine Cocktail-Avocado berichteten. Dabei handelt es sich um eine kleine Frucht ohne den typischen Avocado-Kern. Zudem sei die Schale essbar. Sie würden im Dezember in Spanien wachsen und wären in der Spitzengastronomie beliebt. Es scheint sich dabei allerdings nicht um eine Züchtung, sondern eine unbestäubte Blüte zu handeln, die eine solche 5 bis 8 cm große „Frucht“ hervorbringt. Deren Avocado-Fruchtfleisch soll sich nicht von dem der herkömmlichen "Butterbirne" unterscheiden.

Kann ich aus einem Kern eine Pflanze ziehen?

Ja. Eine bekannte Methode ist die, bei der der Kern mittels Zahnstochern in einem Wasserglas schwebt. Es ist aber auch möglich, den Kern ganz einfach in Pflanzerde zu stecken. Danach ist Geduld gefragt, bis sich mehrere Monate später das erste Grün zeigt. Ernte vom eigenen Baum zu essen wird hingegen in unseren Breitengraden kaum möglich sein. Hierzulande werden die Bäume nicht groß genug, da die Witterung zu kühl ist.

Was kann man außer Guacamole noch daraus machen? Wo finde ich Avocado-Rezepte?

Rezepte gibt es im Internet zuhauf, sei es für Salate wie den beliebten Tomaten-Avocado-Salat, Salat mit Roter Bete oder gefüllte Avocado. Bewährter Tipp: Mit einem scharfen Messer längs aufschneiden, dann mit dem Messer den Kern entfernen. Damit die Schnittstellen nicht braun werden, kann man sie mit Zitronensaft beträufeln. Das erhält die natürliche Farbe und gibt zusätzlich Aroma. Daher ist Zitrone auch oft schon im Rezept als Zutat enthalten, beispielsweise als Bestandteil des Dressings beim Salat.

Reift eine unreife Avocado nach?

Ja, man kann problemlos harte Avocados kaufen und zuhause nachreifen lassen. Kauft man also unreife Avocado zu verschiedenen Zeitpunkten, hat man immer eine reife Avocado parat.
Was hat es mit den braunen oder schwarzen Stellen in der Frucht auf sich?
Diese Verfärbungen können durch Druckstellen oder Überreife entstehen. Sollten sie in größerem Umfang auftreten, sollte man prüfen, ob das Fruchtfleisch überhaupt noch genießbar ist.

Literatur:

Quellenangaben & weiterführende Literatur

Bücher

  • Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, De Gruyter, Berlin, 24. Auflage 2022*
  • Morton, J: Avocado p. 91–102. In: Fruits of warm climates. Julia F. Morton, Miami, FL. 1987*

Weblinks

*: Bei Literatur: Erscheinungsjahr; bei Webseiten: Datum des letzten Abrufs

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