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Naturmedizinischer Wirkstoff Gänsefingerkraut (Potentilla anserina)

Gänsefingerkraut (Potentilla anserina)
Wissenschaftlicher Name:Potentilla anserina
Familie: Rosengewächse
Unterfamilie:Rosoideae
Gattung:Argentina
Trivialname(n) und Synonyme:Anserine, Dreckkraut, Gänserich, Gänsewiß, Silberblett, Krampfkraut

Kurz erklärt!

Man findet das Gänsefingerkraut bei uns sehr häufig an Wegrändern und auf Viehweiden. Es kommt mit den Bedingungen, die Menschen geschaffen haben, sehr gut klar: mit nährstoffreichen Wiesen und verdichteten Böden. Potentilla anserina gehört zu den ältesten Heilpflanzen und wird traditionell bei krampfartigen Beschwerden angewandt. Daher kommt die volkstümliche Bezeichnung Krampfkraut.

Was bedeuten die Namen?

"Potentilla" ist abgeleitet von potens = kräftig, mächtig. Der Ursprung liegt vermutlich in der großen Heilkraft, die den Pflanzen dieser Gattung zugeschrieben wurde. Im Deutschen werden sie als Fingerkräuter bezeichnet. Das hat einen Bezug zu den gefingerten Blättern der meisten Vertreter der Gattung Potentilla. Die Fingerform betrifft aber nicht das Gänsefingerkraut selbst: Hier entspringen die Blätter einer bodenständigen Blattrosette. Als Silberblatt wird die Pflanze bezeichnet, weil die Blattunterseiten weiß behaart sind und dadurch silbrig glänzen. Der Namensbestandteil anserina (Anser = Gans) lässt auf die Verwendung als Gänsefutter schließen. Deshalb haben sich regional auch Namen etabliert, wie Anserine, Gänserich und Gänsewiß. Eine beliebte Bezeichnung für die Heilpflanze Potentilla anserina ist „Krampfkraut“. Diese deutet auf die hauptsächliche Anwendung in der Volksmedizin hin: Krämpfe und krampfartige Schmerzen.

Wie sieht das Gänsefingerkraut aus?

Typisch für die meisten Fingerkräuter sind die gelben, ca. 1-2 cm großen Blüten mit meist 5 Kelchblättern und 5 goldgelben Kronblättern. Die Blüten des Gänsefingerkrauts stehen einzeln am Ende von langen und aufrechten Blütenstielen. Man sieht sie ab Mai bis in den Herbst hinein. Bei schlechtem Wetter schließen sich die Blüten halb, nachts vollständig. Auf nährstoffreichen Böden wird die Pflanze bis zu 50 cm hoch. Sie bildet Ausläufer, die sich bis ca. 40 cm von der Mutterpflanze entfernen können und dort wurzeln, um neue Pflanzen zu bilden.

Wo wächst Gänsefingerkraut?

Das Gänsefingerkraut kommt auf der gesamten gemäßigten Nordhalbkugel vor, teilweise auch auf der Südhalbkugel. Es gilt als Ruderalpflanze und typischer Kulturfolger. Das heißt: Man findet es an Standorten, die vom Menschen geschaffen wurden: Wegränder, Schuttplätze, Bahndämme, Trittrasen und Viehweiden. Es mag Nährstoffreichtum und erträgt verdichtete Böden mit Staunässe und Salz.

Ist Gänsefingerkraut giftig?

Potentilla anserina gehört nicht zu den Giftpflanzen. Man kann aus den Wurzeln beispielsweise Wurzelgemüse bereiten. Die zarten Blätter eignen sich für Salat und die kräftigeren als Gemüse - zum Beispiel in Aufläufen. Die getrockneten Blätter können als Tee aufgebrüht werden.
Wie bei allen Pflanzen gilt aber auch beim Gänsefingerkraut: Es kommt auf die individuelle Verträglichkeit an und natürlich auf den Standort. Bei Menschen mit Reizdarm-Beschwerden können diese unter Umständen verstärkt werden, wenn sie beispielsweise zu viel Tee aus dem getrockneten Kraut trinken. Wenn die Pflanze an belasteten Standorten wächst, kann sie natürlich auch Umweltgifte enthalten. Das bedeutet: Das Kraut nicht direkt an Straßenrändern oder von stark gedüngten oder anderweitig belasteten Flächen ernten.

Wofür ist Gänsefingerkraut gut?

Gänsefingerkraut gilt als eine der ältesten Heilpflanzen. Traditionell wird es als Krampfkraut bezeichnet. Das deutet auf die wichtigste Anwendung hin: krampfartige Beschwerden. Es wird eingesetzt bei Regelschmerzen und Muskelkrämpfen. Interessant ist, dass in alten Rezepturen Milch-Abkochungen der Pflanze genutzt werden. Das lässt darauf schließen, dass sie schon bei den alten Germanen geschätzt wurde, weil bei denen Milch-Abkochungen besonders beliebt waren.
Typische Inhaltsstoffe sind Gerbstoffe (Ellagitannine), Flavonoide (u.a. Quercitrin) und Cumarine (Scopoletin und Umbelliferon)
Für die arzneiliche Wirkung von Potentilla anserina werden v.a. die Gerbstoffe verantwortlich gemacht. Welche Wirkstoffe für die krampflösende Wirkung verantwortlich sind, ist bisher allerdings noch nicht bekannt.

Was sind Gerbstoffe?

Gerbstoffe sind sekundäre Pflanzenstoffe, also Inhaltsstoffe von Pflanzen. Sie sind in Blättern, Früchten, Wurzeln oder / und der Rinde enthalten und sollen die Pflanzen vor Fressfeinden schützen, weil sie unangenehm herb schmecken. Man nennt das pelzige Gefühl, das sie auf den Schleimhäuten auslösen adstringierend. Das heißt: Sie wirken zusammenziehend.
Ihren Namen haben Gerbstoffe einer anderen Eigenschaft zu verdanken: Sie bremsen Fäulnisprozesse und schützen damit vor der Zersetzung durch Mikroorganismen. Genau diese Wirkung macht sich der Mensch beim Gerben von Leder zu Nutze. 
Die Wirkung der enthaltenen Gerbstoffe ist auch der Grund, warum beispielsweise Eichenblätter im Gegensatz zu Ahornblättern so langsam zu Kompost werden. 
Auch viele andere Heilpflanzen wirken adstringierend: die Blätter der Zaubernuss, Kastanien, Schlehen, die Ratanhiawurzel, die gern in Zahnpasten und Mundspüllösungen verwendet wird, Tausendgüldenkraut … und Gänsefingerkraut. Adstringierend wirkende Heilpflanzen kommen v.a. als Tee bei der innerlichen Behandlung von Durchfall-Erkrankungen zur Anwendung. Man verwendet sie aber auch als Gurgellösung zur äußerlichen Behandlung von entzündlichen Prozessen der Mund- und Rachenschleimhaut. Die adstringierende Wirkung des Gänsefingerkrautes ist im Vergleich zu anderen Gerbstoffdrogen allerdings eher schwach.

Wofür wird Gänsefingerkraut eingesetzt?

Wissenschaftlich anerkannt ist die Wirkung der Heilpflanze Potentilla anserina bei:

  • leichten Regelbeschwerden
  • leichten unspezifischen Durchfall-Erkrankungen
  • leichten Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut

Man kann das Kraut als Herba anserinae in der Apotheke kaufen oder aus dem getrockneten Kraut selbst einen Tee zubereiten. Der Tee wird v.a. zur Linderung von krampfartigen Beschwerden, insbesondere Regelschmerzen verwendet. Er dient aber auch als Gurgellösung zur Behandlung von Entzündungen der Schleimhäute im Mund- und Rachenbereich. 
In der Volksmedizin wurde das weichgekochte Kraut bei Mensch und Tier auf Wunden aufgelegt, um zu desinfizieren, also eine mögliche Infektion zu verhindern. Hausmittel und Heilpflanzen zur Wunddesinfektion sind aus heutiger Sicht nicht mehr empfehlenswert. 
Auch für die Wirksamkeit bei weiteren traditionellen Anwendungsgebieten wie Angina pectoris, Blutungen (Nasenbluten), als Wundauflage zur Förderung der Heilung und als hautreinigendes Mittel gibt es keine wissenschaftlich bestätigten Wirkungen.

In der Homöopathie findet Potentilla anserina v.a. in Urtinktur und niedrigen Potenzen Verwendung.

Homöopathische Anwendung von Gänsefingerkraut (Potentilla anserina)

das Entkrampfende unterstützt Krampflösung bei:

  • Regelbeschwerden
  • Magen-Darm-Koliken
  • Reizmagen, Reizdarm
  • Wadenkrämpfen
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Bitte beachten Sie: Alles, was die Gesundheit unterstützen kann, kann ihr auch schaden. Häufig ist das eine Frage der Dosis oder der Verträglichkeit mit anderen Arzneimitteln und möglicherweise bestehenden Grunderkrankungen. Dieses Wirkstoff-Porträt nennt nicht alle Eigenschaften, die bei der arzneilichen Anwendung beachtet werden müssen. Lassen Sie sich daher über mögliche Neben- und Wechselwirkungen von Ihrem Arzt, Heilpraktiker oder Apotheker beraten und lesen Sie die Packungsbeilagen von Arzneimitteln.

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